Photo: IBSF / Alexander Hassenstein
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Königssee feiert 60 Jahre Kunstbahn mit Natureis und 50 Jahre Kunsteisbahn

Königssee (RWH) Gleich zwei große Jubiläen stehen Anfang 2019 am Königssee auf dem Programm: Seit 60 Jahren gibt es dort eine Kunstbahn mit Natureis und seit 50 Jahren die Kunsteisbahn am Königssee. Damit ist die ganz im Süden von Deutschland gelegene Bob- und Rodelbahn die älteste Kunsteisbahn der Welt.

Die Geschichte der Kunsteisbahn Königssee begann 1959. Aus aufgeschüttetem Erdreich und Ziegelsteinen, so heißt es in einer Pressemeldung des Bob- und Schlittenverbands für Deutschland (BSD), entstanden die Kurven. Im Winter wurde mit zehntausenden Eisblöcken aus dem Hintersee und Schneematsch eine Bahn aus Natureis geschaffen und geformt. Im Januar 1960 fanden mit der Internationalen Süddeutschen Rodel-Meisterschaft die ersten Rennen am Königssee statt. In den Folgejahren erfuhr die Bahn einen steten Ausbau, die Sicherheit der Sportler wurde sukzessive erhöht, die Eispräparation verbessert, die gesamte Anlage logistisch modernisiert. Dennoch mussten Wettkämpfe immer wieder abgesagt werden, weil die Bahn in Warmwetterphasen in kürzester Zeit dahinschmolz. Aus der damaligen Hauptstadt Bonn kam Mitte der 1960er-Jahre der Ruf nach einer Kunsteisbahn, die im Verbund mit dem ersten Bundesleistungszentrum für den Kufensport realisiert werden sollte. Und so begann im Sommer 1968 der Bau der weltweit ersten Kunsteisbahn. Mit den 12. Rennrodel-Weltmeisterschaften wurde die revolutionäre Sportstätte im Januar/Februar 1969 schließlich eröffnet.

Die Chronik „1969 – 2019: Die Kunsteisbahn feiert Geburtstag“ fasst in mehreren Kapiteln die Geschichte von ihren Anfängen bis heute zusammen. Weitere Infos gibt es auf der BSD-Webseite.

Seit ihren Anfangsjahren ist die Kunsteisbahn fest im Sportkalender des Internationalen Bob & Skeleton Verbands (IBSF) verankert – kein Winter vergeht ohne internationale Wettkämpfe am Königssee. Der sportliche Nachwuchs trifft sich seit jeher zum Europacup und Interkontinental-Cup. Selbst die jüngste IBSF-Disziplin, Frauen-Monobob, war schon zu Gast: 18 Pilotinnen aus zehn Nationen, von Anfängerinnen bis zu Olympia-Athletinnen im Frauen-Zweierbob, starteten im Dezember am Königssee in der Disziplin, die 2022 in Peking erstmals zu olympischen Ehren kommen wird. Auch der BMW IBSF Weltcup macht in jedem Jahr Station auf der Eisbahn am Fuße des Watzmanns.

Acht Mal war die Bahn am Königssee bereits Austragungsort für Europameisterschaften in den IBSF-Sportarten: Bereits 1971 ging es im Männer-Zweierbob um die Medaillen, 1992, 1997 und 2001 auch im Viererbob. 1982 war Königssee EM-Gastgeber für die Athleten beim Männer-Skeleton, 2007 wurden auch Medaillen im Frauen-Skeleton vergeben. 2014 schließlich wurden auf der Kunsteisbahn am Königssee alle IBSF-Europameister gekürt. Die Titel gingen damals an Martins Dukurs (LAT, Männer-Skeleton), Janine Flock (AUT, Frauen-Skeleton), Fabienne Meyer (SUI, Frauen-Zweierbob) und Beat Hefti (SUI, Männer-Zweierbob und Viererbob). ©RWH2019


Olympiasiegerin Lisa Buckwitz auf dem Weg zur Bob-Pilotin – Spurbob beim Weltcup

Königssee (RWH) Den größten sportlichen Erfolg als Anschieberin im Frauen-Zweierbob hat Lisa Buckwitz schon erreicht: Bei den Winterspielen von PyeongChang 2018 holte sie Olympia-Gold im Schlitten von Mariama Jamanka. Im nach-olympischen Winter geht die 24-Jährige, die nach den IBSF-Statuten noch zwei Jahre lang Juniorin ist, nun neue Wege.

„Ich wollte eigentlich schon vor den Olympischen Spielen 2014 in Sochi mit der Piloten-Ausbildung anfangen, aber da es damals nur noch zwei Jahre bis zu den Spielen waren, war die Zeit viel zu knapp“, sagte Lisa Buckwitz in einem Interview mit dem Bob- und Schlittenverband für Deutschland (BSD). „Zu der Zeit bin ich in La Plagne in Frankreich schon einmal Monobob gefahren, das hat sehr viel Spaß gemacht. Nachdem ich mit der Goldmedaille in Südkorea als Anschieberin sportlich alles erreicht habe, wollte ich auch einfach wieder etwas Neues ausprobieren. Nicht nur hinten im Bob zu sitzen und anzuschieben, sondern auch als Pilotin ein Team zu führen und zu managen.“ Als Pilotin habe man viel mehr Adrenalin während der Fahrt, da man alles selber in der Hand hat, so Lisa Buckwitz weiter.

In diesem Winter wird die Neu-Pilotin noch nicht international am Start sein und sich auch langfristig ganz ihrer Ausbildung auf der neuen Position widmen: „Ich gehe mal von zwei bis vier Jahren aus, bis ich im Bob die richtige Kontrolle habe und ein Gefühl für das Gerät bekomme. Bis jetzt mache ich mich ganz gut, am Königssee und in Winterberg bin ich bereits von oben gestartet. Es geht voran.“

Gold-Pilotin Mariama Jamanka, die zu Saisonbeginn ihren ersten Sieg im BMW IBSF Weltcup feierte und in der Gesamtwertung auf Platz 1 liegt, zählt am Königssee natürlich zum engsten Favoritinnen-Kreis für Weltcup und EM. Aber auch Teil zwei des Olympiasieger-Teams von PyeongChang wird am Königssee mit von der Partie sein: Lisa Buckwitz steuert einen der Schlitten, die als Spurbobs vor den Rennen die Eisbahn auf Herz und Nieren prüfen. ©RWH2019


Der Zeitplan vom Königssee
Schedule Königssee D 


Anja Selbach coacht als Junioren-Bundestrainerin deutschen Skeleton-Nachwuchs

Königssee (RWH) Bei den vorletzten Europameisterschaften am Königssee im Winter 2007 holte sie den Titel – mittlerweile ist Skeleton-Athletin Anja Selbach (geb. Huber) aus Deutschland auf die andere Seite der Bande gewechselt. Für den Bob- und Schlittenverband für Deutschland (BSD) kümmert sich die 35-Jährige seit diesem Winter als Junioren-Bundestrainerin um die Ausbildung der jungen Athletinnen und Athleten im Skeleton-Sport. Dabei ist die Olympia-Dritte von 2010 auch als Coach erfolgreich unterwegs. „Ich hab ja gedacht, als Trainerin sei das nicht mehr so viel mit dem Reisen – das Gegenteil ist der Fall, wenn ich jetzt auch noch dafür sorgen muss, dass alle hin und wieder zurück kommen“, sagte Anja Selbach zu ihrem Trainer-Job. „Außerdem bin ich jetzt bei wirklich jedem Rennen nervöser, als ich es je auch bei Olympischen Winterspielen war. Das ist brutal. Dafür ist aber auch die Freude riesig, wenn die jungen Athleten nach einem erfolgreichen Rennen strahlend auf mich zu kommen.“

Stichwort Erfolg: Ihre Schützlinge belegen derzeit beste Plätze. Im Europacup führen Janine Becker bei den Frauen und Fabian Küchler bei den Männern. Und auch als Sprungbrett zur internationalen Königsklasse nutzten Anja Selbach und ihr Skeleton-Team ihre Arbeit in den Rennserien schon: Felix Keisinger beispielsweise, Interkontinental-Cup-Gesamtsieger des letzten Winters, feierte zu Saisonbeginn in Sigulda sein Debüt im BMW IBSF Weltcup auf Rang fünf. Im Interkontinental-Cup 2018/2019 schaffte Kilian von Schleinitz nun nach drei Podestplätzen aus vier Rennen den Sprung ins Weltcup-Team und wurde in Altenberg Sechster.

„Die Junioren-WM daheim am Königssee ist für meine Athletinnen und Athleten natürlich der Höhepunkt der Saison“, sagt Anja Selbach zu den Zielen im Winter. „Ich bin eher Tiefstapler – der Druck ist groß, und wenn ich sehe, wer von den anderen Nationen so dabei ist, wird es sicher kritisch. Trotzdem – wenigstens ein Sieg wäre schon cool.“ Im Europacup steht vor der Junioren-WM am Königssee (2. bis 3. Februar) noch das Saison-Finale mit den Junioren-Europameisterschaften (Sigulda/LAT, 26. Januar) auf dem Programm. Diese werden erstmals wie im Weltcup im Race-in-race-Modus ausgetragen.

So ganz vom aktiven Sport kann Anja Selbach übrigens noch nicht lassen: „So acht bis zwölf Fahrten mache ich schon noch im Jahr“, erzählt sie. Unter anderem bei den offenen bayrischen Meisterschaften im Frühjahr – und gegen ihre eigenen Schützlinge. „Gegen meine Jungs fahre ich nicht mehr, da habe ich schon keine Chance mehr – und auch bei den jungen Athletinnen gibt es so zwei, drei, die mir in diesem Jahr doch mal gefährlich werden könnten.“

Selbst als Skeleton-Athletin aktiv war Anja Selbach von 2003 bis 2015. In dieser Zeit holte sie 2008 WM-Gold (auch mit dem Team), gewann vier Mal den EM-Titel (2007, 2008, 2010 und 2012) und war im Winter 2010/2011 Weltcup-Gesamtsiegerin. Bei den Olympischen Winterspielen 2010 in Vancouver gewann sie die Bronzemedaille hinter Olympiasiegerin Amy Williams (GBR) und ihrer deutschen Teamkollegin Kerstin Szymkowiak. ©RWH2019


Die Europameister 2018
Europameister 2018 


Zur Weltcup-Halbzeit werden am Königssee die neuen Europameister gekrönt

Königssee (RWH) Weltcup-Halbzeit und Europameisterschaft am Königssee: Bei der vierten von acht Stationen zum BMW IBSF Weltcup 2018/2019 geht es für die Athletinnen und Athleten aus Europa gleichzeitig um Titel und Medaillen bei den IBSF Bob + Skeleton Europameisterschaften 2019.

Die russischen Skeleton-Athleten Elena Nikitina und Alexander Tretiakov gehen am Königssee im gelben Trikot der Weltcup-Führenden an den Start. Beim Bob-Sport liegen die Olympiasieger Mariama Jamanka (GER, Frauen-Zweierbob) und Francesco Friedrich (GER, Männer-Zweierbob und Viererbob) nach drei von acht Stationen zum BMW IBSF Weltcup in Führung.

Zur Titelverteidigung treten am Königssee alle Europameisterinnen und Europameister von 2018 an: Elena Nikitina (RUS, Frauen-Skeleton), Martins Dukurs (LAT, Männer-Skeleton), Stephanie Schneider (GER, Frauen-Zweierbob), Francesco Friedrich (GER, Männer-Zweierbob) und Johannes Lochner (GER, Viererbob).

Gemeldet sind für den Königssee beim Skeleton 51 Athletinnen und Athleten aus 20 Nationen. Zu den drei Bob-Disziplinen werden insgesamt 62 Teams aus 17 Ländern erwartet. ©RWH2019


Die letzten Weltcup-Sieger vom Königssee im Januar 2018

Vorjahressieger Königssee


Am Rande der Bande

John Napier (USA), bei den Olympischen Winterspielen in Vancouver 2010 Olympia-Zehnter im Zweierbob, wird die Nachfolge von Tony Carlino als Bahnchef der Kunsteisbahn in Lake Placid antreten. Schon jetzt arbeitet der US-Zweierbob-Meister des Jahres 2009, der damals von Charles Berkeley angeschoben wurde, eng mit Carlino zusammen. Der jetzt 32 Jahre alte Napier, der im Sommer 2010 als Unteroffizier der amerikanischen Armee in Afghanistan sechs Monate im Fronteinsatz war, hatte im Jahr davor schon für Aufsehen gesorgt. Völlig überraschend schlug er 2009 auf seiner Heimbahn am Mount Van Hoevenberg im IBSF-Zweierbob-Weltcup die versammelte Weltelite. Es sollte der einzige Weltcup-Erfolg für Napier bleiben, dessen Vater William selbst Bobpilot und obendrein Präsident des US-Verbandes war. ©RWH2019

Florian Bauer (GER), Junioren-Weltmeister 2018 im Viererbob, verstärkt im Winter 2018/2019 das Team von Weltmeister Johannes Lochner. Bei seinem Debüt beim BMW IBSF Weltcup in Winterberg holte der 24-Jährige mit Pilot Lochner, Christopher Weber und Christian Rasp mit Rang drei gleich einen Podiums-Platz. In Altenberg verfehlte das Team mit Rang vier einen Podiumsplatz nur knapp.
Sein Viererbob-Gold bei den Junioren-Weltmeisterschaften 2018 in St. Moritz (SUI) gewann Florian Bauer im Team von Pablo Nolte (GER). Mit Nolte wurde Florian Bauer zudem im Zweierbob Zweiter in der Gesamtwertung zum IBSF-Europacup 2018 und holte damit gleichzeitig Silber in der Wertung zur Junioren-Europameisterschaft. ©RWH2019


Saison-Sieger 2018/2019 – Skeleton
Saisonsieger Königssee Skeleton



Saison-Sieger 2018/2019 – Bob

Saisonsieger Königssee Bob

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