Der „schnellste Postbote der Schweiz“ verliert sein letztes Rennen
Zürich (RWH) Das Siegerpodest war immer sein Ziel. „Als Vierter stehst du bei der Siegerehrung immer im Dreck“, lautete seine Begründung. Getreu diesem pragmatischen Vorsatz stand Sepp Benz bei sehr vielen Rennen auf dem Siegerpodest, war Olympiasieger, Weltmeister und Europameister. Jetzt hat der „schnellste Postbote der Schweiz“ – wie der Anschieber von Bobpilot Erich Schärer einmal genannt wurde – sein letztes Rennen gegen eine übermächtige Zeiterscheinung verloren. Am 5. Februar starb Josef „Sepp“ Benz, der nach seiner Bobkarriere eine eine erfolgreiche Funktionärslaufbahn beim Schweizer Verband und dem Internationalen Rennrodelverband (FIL) einschlug, im Alter von 76 Jahren in Zürich.
„Mit Sepp Benz verliert die Schlittenfamilie nicht nur einen erfolgreichen Olympioniken und Weltmeister, sondern auch einen großen Enthusiasten, dem es immer um den Sport ging. Die Faszination, die Sepp Benz immer für den Schlittensport empfand, egal ob für Rennrodel oder Bobsport, spürte man in jedem Gespräch, das man mit ihm führte“, erklärte der Präsident des Internationalen Bob & Skeleton Verbandes (International Bobsleigh & Skeleton Federation / IBSF) Ivo Ferriani in einer Würdigung. „Kritik brachte er stets konstruktiv, niemals verletzend an, immer offen für Diskussionen. Wir werden ihn immer als erfolgreichen Sportler und einzigartigen Funktionär in Erinnerung behalten. Unsere Gedanken sind bei seiner Familie und seinen Freunden.“
Deren viele gewann er während seiner Zeit als Sportler und Funktionär. Dem Rennrodelverband (FIL) ist er ohnehin für immer verbunden. Der Zufalls-Generator, der bei den FIL-Veranstaltungen per Lichtsignal über die Art der anstehenden Kontrollen entscheidet, fand dank dem Engagement von Benz seinen Platz im FIL-Regelwerk. Vor Einführung der „Benz-Maschine“ entschieden noch mehrfarbige Kugeln in einem abgedeckten Korb über die Kontroll-Art.
Innovativ waren auch seine Gedanken über neue Wettkampfformate bei den Rennrodlern. Der Reaktion-Start, der zu seinem Bedauern nur teilweise in die Team-Staffel integriert wurde, und vor allem die Sprint-Wettbewerb, seit 2015 im Weltcup-Programm verankert sind, basieren auf seinen Initiativen. Diese und andere Visionen brachte er von 2007 bis 2014 als Vorsitzender der Sportkommission und Exekutiv-Mitglied ein. Die Integration der Schweizer Rennrodler als Trainingsgemeinschaft mit dem deutschen Weltcup-Team fädelte der umtriebige Benz einst auch ein.